Künstler und Maler Ulrich Rube

Portrait

Als Degas sich im Dichten versuchte und Mallarme klagte, er könne mit seinem Gedicht nicht fertig werden, obwohl ihm die Gedanken nicht fehlten, antwortete ihm der Freund: "Lieber Degas, Gedichte macht man nicht aus Gedanken, sondern aus Worten."

Dementsprechend fällt es einem bildenden Künstler sicherlich nicht leicht, das in Worte zufassen, was seine innersten Emotionen, Ängste, Bedrückungen oder Ekstasen be­trifft, die er durch die aus seinem Unterbewusstsein erwachsenen und in seinem geisti­gen Auge projizierten Bildern darzustellen und zu vermitteln trachtet, da die Entstehung und Gestaltung nicht dem Worte entspringen.

Daher will ich nicht über meine Bilder sprechen - sie sollten selbst mitteilen - son­dern über die Beweggründe und Entstehungsprozeduren. Letztere unterscheiden sich durch die Wahl der Ausdrucksmittel, Papier - Holz - Leinen - Kupfer oder Zink und der damit verbundenen Techniken. Es wäre zu ausschweifend in Einzelheiten, gerade auf diese Punkte einzugehen, denn da allen als Grundlage die kreativen Impulse vorausgehen, soll­te dieses Thema als zweitrangig zu betrachten sein.

Diese Impulse sind instinktiv empordrängende, unbewusste Wahrnehmungen, die sich erst im Laufe der entstehenden Arbeit zu konkreten Bildern verdichten.

Es ist wie der Keim einer Pflanze, die man definieren und einordnen kann, deren Auswüchse aber weder bestimmt noch exakt vorausgesehen werden können. So entstehen durch den inneren Rhyth­mus Bewegungen einer eigenen Handschrift, die in abstrakten Linien und Flächen zu einer Einheit wuchernd, zu heranwachsenden Formen und zur Konkretisierung des Bildes führen.

Unablässig in dieser Entstehungsprozedur und dem damit verbundenen Erwachen ist das Bemühen um genaueste Formulierung, die nur durch das Können und Beherrschen der handwerklichen Möglichkeiten erreichbar ist. Beim Streben nach dieser Perfektion der Ausdrucksweise sollte man an folgende Worte Cezannes denken. "Ja, ich will können. Kön­nen, um richtiger zu fühlen, fühlen, um richtiger zu können".
"Liebe ist alles in der Kunst. Ohne Liebe kann man nichts malen, man kann kei­nen Grashalm malen, wenn man ihn nicht liebt."

Max Liebermann

Die Liebe zum Menschen, zur Schöpfung, zur Auferstehung durch den Tod, zur ewi­gen Wiederkehr ist der Ausgangspunkt meines Bedürfnisses zu malen. Es ist ein ewiger Zwang, eine Besessenheit auf dem Wege des Wunsches, ein Gleichgewicht zu erlangen und zu halten.

Ulrich RUBE